Stadtrallye: Fair und klimagerecht

Schüler des Andeae-Gymnasiums unterwegs in Herrenberg

Faire Stadtrallye

120 Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 und J1 des Andreae Gymnasiums (AGH) waren am 16. und 18. Juli zu einer Stadtrallye zum Thema Fairer Handel und Klimagerechtigkeit unterwegs. Sie erfuhren, wie viel Engagement es dazu in Herrenberg gibt. Vorbereitet wurde die Rallye von der „Lust auf Zukunft-AG“ am AGH und Mitgliedern des Vereins Faire Welt.

In Gruppen von drei bis fünf Personen begaben sich die Teilnehmenden auf den Weg. Ein Richtungspfeil auf einem Tablet half ihnen, die zehn Stationen zu finden. Die Rallye wurde mit der App Actionbound gestaltet. An allen Stationen wurden ihnen Aufgaben gestellt, die sie zumeist erfolgreich lösten. Die Stationen waren der Fairteiler, die Stabsstelle Klima- und Umweltschutz, das E-Center, der Weltladen, das Rathaus der Fairtrade Stadt, der Interkulturelle Gemeinschaftsgarten, der Bioladen Keimling, der Diakonieladen und Bäcker Baier.

In den Fairteiler werden Lebensmittel gebracht, die von kooperierenden Betrieben gerettet werden oder die zu Hause übrig sind und von allen Interessierten kostenlos abgeholt werden können. Über die Fragen, die zu beantworten waren, lernten die Schülerinnen und Schüler, dass 30 % Prozent der gesamten Nahrungsmittelproduktion in Deutschland weggeworfen wird. Foodsaver und Fairteiler wollen das reduzieren. Der Verlust und die Verschwendung von Nahrungsmitteln verursachen global bis zu zehn Prozent der menschengemachten Treibhausgasemissionen. Es landen nicht nur Kartoffeln, Quark oder Wurst im Müll, sondern auch Arbeit und Energie, die zur Produktion aufgewendet wurden. Lebensmittel nicht wegzuwerfen ist deshalb auch als Beitrag für den Klimaschutz.

Von dort ging es zur Stabsstelle Klima- und Umweltschutz. Der Weg dorthin war schwierig zu finden, da der Richtungspfeil, mit dem die Teilnehmenden den Weg zum richtigen Eingang des Technischen Rathauses suchten, sie in die Irre führte. Man war sich einig, dass die innovative Arbeit, die dort im „Verborgenen“ geleistet wird, besser in Bürgerschaft, gerade auch an junge Menschen kommuniziert werden könnte. Alle Gruppen haben es geschafft und im 400-seitigen Klimafahrplan die Säulen, Ziele und Handlungsfelder gefunden, nach denen gefragt wurde. Ein schönes, extra für die Rallye von einer Mitarbeiterin gestaltetes Poster, half ihnen dabei.

Beim E-Center im Nufringer Tor gab es dann schon eine Stärkung durch eine Schokoladenverkostung von drei verschiedenen fair gehandelten Schokoladen mit 95 %, 74 % und 39 % Kakaoanteil, den die Teilnehmenden dann schätzen mussten. Das war gar nicht so schwierig. Mit einem Sonderstand am Eingang, auf dem fair gehandelte Waren präsentierte wurden, empfing der stellvertretende Marktleiter die Teilnehmenden.

Faire Stadtrallye

Dann ging es zum Weltladen mit einem Stopp vor der Stuttgarter Straße 6, wo 1974 der Weltladen eröffnet wurde. Welcher Bundespräsident den Laden mitgegründet hat, wussten die meisten Gruppenmitglieder nicht, aber die Hinweistafel half ihnen weiter. Dort erfuhren sie auch, dass er ab 2012 in der UNO an der Erarbeitung der Agenda 2030 mitwirkte. Sie umfasst 17 Globale Nachhaltigkeitsziele.

Zur Abwechslung wurden nun Personen auf dem Marktplatz gebeten den Fairen Handel in drei Sätzen zu beschreiben. Faire Preise, gerechte Löhne und bessere Handelsbedingungen wurden oft genannt. Dass der Faire Handel durch die Organisationen, die ihn fördern, auch zur Veränderung der Regeln und Praxis des konventionellen Welthandels beitragen will war weniger bekannt.

Im Weltladen kamen die Schülerinnen und Schüler mit ehrenamtlichen Verkäuferinnen ins Gespräch und lernten, dass es 900 Weltläden in Deutschland gibt und der Herrenberger Laden Waren aus 50 Ländern verkauft. Der Weltladen hat Produkte mit Gesicht und Geschichte. Es sind schöne, hochwertige und einzigartige Produkte, die Spaß machen, die Neugierde wecken und den Horizont erweitern.

Denn die Produkte im Weltladen erzählen Geschichten von den Menschen, die sie hergestellt haben. Und so wählten alle Gruppen ein Lieblingsprodukt aus und machten davon ein Foto – darunter der faire Herrenberg Ball, Schokolade und Riegel, Geschenkpapier, Sonnenhüte, Filzartikel, Bananen, Honig, Ohrstecker und die Hängematte. Mit 6 Mitgliedern des Vereins wurden kurze Interviews geführt, sodass die Schülerinnen und Schüler erfuhren was diese Leute motiviert sich in Verein und Laden zu engagieren.

Vor dem Rathaus der Fairtrade Stadt war Selbsthilfe angesagt. Die meisten Gruppen lösten die Multiple Choice Fragen. Herrenberg wurde 2015 zum ersten Mal als Fairtrade Stadt zertifiziert. Herrenberg hat einen Stadtkaffee, dessen Bohnen von cumpa aus Peru eingeführt und von Maycoffee geröstet werden. Beide Firmen haben ihren Sitz in Gültstein. Zwei der Gruppen hätten die Röstung sogar dem Weltladen zugetraut.

Im Interkulturellen Gemeinschaftsgarten waren Botanik-Kenntnisse gefragt um festzustellen welche tropischen Pflanzen dort in diesem Jahr wachsen. Neben Bananen, Kaffee, Avocado und Mexikanischer Mini-Gurke, die alle im Garten zu finden sind, wurden noch Mango und Kakao vermutet, die es dort jedoch nicht gibt. Dass beim Tomatenanbau im beheizten Gewächshaus 9.300g klimaschädliches CO2 entstehen und im Bioanbau in der Saison nur 35g, hat überrascht.

Viele fair gehandelte Lebensmittel stammen aus kontrolliert biologischem Anbau. Daher kann man zahlreiche fair gehandelte Produkte auch in Bioläden kaufen. Der Weg führte zum Bioladen „Keimling“ wo ein Lückentext zu den Waren von Kipepeo ergänzt werden musste. Kipepeo bringt frische und getrocknete Früchte und Gewürze auf den europäischen Naturkostmarkt und arbeitet nach den Grundsätzen des “Fairen Handels”.

Kaum jemand aus den Gruppen war schon mal im Diakonieladen. Er bietet nicht nur die Gelegenheit, zum kleinen Preis Bekleidung, Haushalts-gegenstände und Möbel zu kaufen oder Waren zu spenden, sondern ist auch Raum zum Stöbern, zum Gedankenaustausch, zum Plaudern, zum Verweilen. Die Schülerinnen und Schüler hatten aber auch hier einige Aufgaben zu bewältigen.

Zunächst musste geschätzt werden wieviel Kleidungsstücke pro Person und Jahr in Deutschland neu gekauft werden (60 Stück), wie viele Kilometer eine Jeans zurück legt vom Anbau der Baumwolle bis zum Moment, wo sie im Laden hängt (55.000 km) und wieviel Kg Kleidung pro Kopf in Deutschland jährlich in Altkleidercontainern landet (15 kg, wobei ein Kleidungsstück im Durchschnitt 300 Gramm wiegt). Dann wurde eine oder mehrere Gruppenmitglieder neu eingekleidet und ein Foto gemacht. Da kam das kreative Potential der Teilnehmenden voll zum Ausdruck. Die Verkäuferinnen haben sich über die jungen Besucherinnen und Besucher gefreut.

Bei der letzten Station, Bäcker Baier, wurden die Teilnehmenden an einem schön gestalteten Stehtisch mit Eine-Welt-Brot empfangen, das sie verkosten durften und herausfinden sollten, warum es so heißt. Es wurde gemeinsam mit dem Weltladen erfunden und zum Jubiläumsbesuch von Horst Köhler anlässlich des 30-jährigen Jubiläums zum ersten Mal gebacken. Vielfalt zählt beim Baier.

Mitarbeitende aus 26 Nationen arbeiten dort. Und für die Backwaren werden über 50 verschiedene Getreidearten und Saaten verwendet. Das Bio-Getreide kommt alles vom Schönberghof in Rosenfeld bei Balingen und sie haben daher einen Transportweg von nur 50 Kilometern. Die Zutaten in Gläsern für das Eine-Welt-Brot musste dann noch den richtigen Bezeichnungen zugeordnet werden, was die Gruppen mit kleiner Unterstützung durch die Mitarbeiterin meisterten.

„Willst du mehr? Bleibe fair!“; „Gerechtigkeit heißt es geht allen gut, machen wir dafür Mut“ und weitere Vorschläge für einen Werbeslogan haben die Teilnehmenden dem Weltladen mitgegeben.

Simon Gerbith, Schüler und engagiert in der „Lust auf Zukunft AG“ war begeistert: „die Rallye war ein voller Erfolg und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten viel über Klimafahrplan, Nachhaltigkeit und Fairen Handel in Herrenberg lernen.“

Bernd Wolpert, Lehrer: “Der Actionbound ist für mich als Lehrer mal eine ganz andere Methode Schülerinnen und Schüler an die Themen Fairer Handel und Nachhaltigkeit heranzuführen. Ich bin dem Verein Faire Welt / Weltladen sehr dankbar, dass er das mit viel Engagement ermöglicht hat! Es war toll wie sich die örtlichen Händler, Vereine und Institutionen bei der Rallye eingebracht haben!”

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten ganz herzlich für diese Kooperation im Besonderen auch für die beratende Unterstützung durch das Entwicklungspädagogische Informationszentrum (EPiZ) von Reutlingen.

Gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.